Feiner Unterschied: Blutzucker und Gewebezucker
Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM-Systeme) sind offiziell nur zur Ergänzung der konventionellen Blutzucker-Selbstmessung zugelassen – nicht als Ersatz. Der Grund liegt im Messprinzip der CGM-Systeme.
CGM-Systeme messen nicht den Blutzucker, sondern den Gewebezucker. Würden sie den Blutzucker messen, müsste der Sensor (Messelektrode) in einem Blutgefäß liegen.

Bildquelle: Abbott Diabetes Care
Tatsächlich liegt der Sensor des CGM-Systems aber im Unterhautfettgewebe, genauer gesagt in der Zwischenzellflüssigkeit (interstitielle Flüssigkeit; Interstitium: Zwischenzellraum) und misst dort die Glukose. Untersuchungen haben gezeigt, dass Blutzucker und Gewebezucker im Prinzip gut übereinstimmen. Dies gilt aber nur, solange der Blutzucker stabil ist.
Wenn sich der Blutzucker rasch ändert, also schnell steigt oder fällt, dann dauert es eine gewisse Zeit, bis sich der Gewebezucker entsprechend bewegt. Daraus ergibt sich eine zeitverzögerte Anzeige der Werte.
Ein CGM-System zeigt also nicht 1:1 den aktuellen Blutzuckerwert an, sondern (zeitverzögert) den Glukosewert in der Gewebsflüssigkeit. Vor diesem Hintergrund sind auch die Trendpfeile zu interpretieren, mit denen das GCM-System anzeigt, in welche Richtung sich der Wert in nächster Zeit bewegen wird.
Der im CGM-System angezeigte Wert ist kein "Echtzeit-Wert", bezogen auf den Blutzucker. Vor allem in Phasen rascher Blutzuckeränderung, zum Beispiel nach einer Mahlzeit oder beim Sport, "hinkt" er dem Blutzuckerwert hinterher ("physiologischer Time Lag"). Die Zeitverzögerung kann zwischen 5 und 25 Minuten betragen.