Insulinpumpe: Bolus - das Wichtigste auf einen Blick

Der Bolus deckt zum einen den mahlzeitenabhängigen Insulinbedarf, zum anderen den Blutzucker-Korrekturbedarf. Mindenstens 50 % des Insulin-Tagesbedarfs sollten auf den Mahlzeiten-Bolus entfallen. Moderne Insulinpumpen bieten die Möglichkeit, den Verlauf der Bolusgabe gezielt auf die Zusammensetzung der Mahlzeit abzustimmen. Damit lassen sich Blutzuckerschwankungen reduzieren. 

Berechnung des Mahlzeitenbolus

  • Grundlage für die Berechnung des Mahlzeitenbolus sind die Kohlenhydrate, die eine Mahlzeit enthält, abhängig von der von Ihnen verwendeten Maßeinheit. Definitionsgemäß gilt die Menge eines Lebensmittels als eine Broteinheit (BE) bzw. eine Kohlenhydrateinheit (KE oder KHE), die 10 bis 12 g Kohlenhydrate enthält. Ob Sie mit 10 g oder mit 12 g als eine Einheit rechnen, ist egal. Sie sollten nur immer die gleiche Menge als Grundlage verwenden.
  • Jeder Mensch hat ein individuelles Verhältnis zwischen Kohlenhydraten und benötigtem Insulin (I.E.). Daraus ergeben sich BE-/KE-Faktoren, die in Zusammenarbeit mit dem Diabetesteam festgelegt werden. Der BE-/KE-Faktor gibt an, wie viele I.E. pro BE/KE abgegeben werden müssen.
  • Die Menge des benötigten Bolusinsulins ist abhängig von der Tageszeit, zu der gegessen wird. Dies hängt mit dem natürlichen Biorhythmus der Insulinempfindlichkeit zusammen. In der Regel wird tagsüber morgens am meisten Insulin benötigt, mittags am wenigsten.
  • Die Richtigkeit des Bolus bzw. der BE-/KE-Faktoren zeigt sich daran, dass bei einem Ausgangswert im Zielbereich
    • der Blutzucker ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit um etwa 30 bis 40 mg/dL (1,7 bis 2,2 mmol/L) höher liegt als vorher,
    • der Blutzucker nach etwa vier Stunden wieder beim Ausgangswert liegt.

Bei der Berechnung der Insulinmenge muss zudem das noch wirksame Insulin aus der letzten Bolusabgabe berücksichtigt werden. Moderne Insulinpumpen unterstützen den Nutzer bei dieser Bolusberechnung.

Bolusabgabe

  • Bei Mahlzeiten mit einem besonders hohen Anteil an Ballaststoffen, Fett und Eiweiß (zum Beispiel Pizza, Lasagne, Hülsenfrüchte) erfolgt die Aufnahme der Kohlenhydrate ins Blut verzögert.
  • Hier ist es sinnvoll, das Bolusinsulin nicht komplett auf einmal abzugeben. Insulinpumpen bieten dafür verschiedene Bolusoptionen (Multiwave-Bolus, verzögerter bzw. verlängerter Bolus).

Korrekturbolus

  • Zur Korrektur eines zu hohen Blutzuckerwertes kann ein Bolus gegeben werden.
  • In Absprache mit dem Diabetesteam wird ein individueller Korrekturfaktor festgelegt. Er gibt an, um wie viel mg/dL bzw. mmol/L der Blutzucker durch die Gabe einer Einheit Insulin sinkt.
  • Der Korrekturfaktor ist abhängig von der individuellen Insulinempfindlichkeit bzw. dem Tages-Insulinbedarf und der Tageszeit.

(*Quelle: Subito-Schulungsprogramm zur Insulinpumpen-Therapie von Roche Diagnostics)

Verzögerten oder verlängerten Bolus programmieren

Längere Mahlzeiten (Buffets, Mehrgänge-Menüs)

Ausgangsproblem:

Wenn sich ein Mehrgänge-Menü oder ein Essen am Buffet über mehrere Stunden hinzieht, müsste zwischendurch immer wieder ein neuer Bolus abgegeben werden. Das ist lästig, weil man eigentlich den Abend genießen möchte – ohne sich dauernd Gedanken über den Diabetes machen zu müssen.

Die Lösung:

Auch hier empfehlen sich der verzögerte/verlängerte Bolus bzw. der Multiwave/Dual/Combo-Bolus. Die gewählte Bolusmenge wird zunächst geschätzt. Stellt sich im Laufe des Essens heraus, dass der Bolus zu niedrig gewählt war, kann ein einmaliger Bolus nachgegeben werden. War der verzögerte/verlängerte Bolus dagegen zu hoch gewählt, kann er jederzeit abgebrochen werden. Aber Vorsicht bei einem verzögerten Bolus: Bitte dabei die Wirkdauer des Insulins beachten und nicht zu früh den Blutzuckerwert korrigieren. Startzeitpunkt ist dabei nicht der Zeitpunkt des Bolusstarts, denn das Insulin wird über die voreingestellte Zeit allmählich abgegeben.

Wirkdauer des Insulins beachten

  Wirkungseintritt stärkste Wirkung Wirkdauer
Normalinsulin (kurzwirksam) nach ca. 30 – 60 Min. nach ca. 2 Std. ca. 8 Std.
Insulinanaloga (kurzwirksam) nach ca. 15 – 25 Min. nach ca. 2 Std. ca. 4 – 5 Std.


Nicht zu früh korrigieren:
Auch wenn Sie bei einem verzögerten/verlängerten Bolus zwischendurch höhere Blutzuckerwerte messen: Bitte nicht zu früh korrigieren, sondern die Wirkdauer des Insulins berücksichtigen.

Verzögerten oder verlängerten Bolus programmieren

Mahlzeiten mit hohem Fettanteil und vielen durch Fett gebundenen Kohlenhydraten („Pizzabolus“)

Ausgangsproblem:

Fett verzögert die Aufnahme der Kohlenhydrate ins Blut. Dadurch kommt es bei Mahlzeiten mit hohem Fettanteil, wie z. B. Pizza, Lasagne, Tiramisu oder Gyros mit Pommes Frites zu einem verzögerten Anstieg des Blutzuckers. Das Gleiche gilt bei Mahlzeiten, die Hülsenfrüchte enthalten (z. B. Erbsen- oder Linseneintopf).

Würde man bei diesen Mahlzeiten die komplette Bolusmenge vor dem Essen auf einmal abgeben, käme es

  • nach ca. 1 - 1,5 Stunden zu einer Unterzuckerung, weil das Insulin bereits wirkt, während die Kohlenhydrate noch nicht im Blut angekommen sind (bei Verwendung eines schnell wirkenden Insulinanalogons);
  • nach ca. 4 - 5 Stunden zu einem starken Anstieg des Blutzuckers, weil nun die Kohlenhydrate wirken, das Insulin aber nicht mehr.

Die Lösung:

Einsatz des verzögerten/verlängerten Bolus bzw. des Multiwave-, Dual- oder Combo-Bolus. Die Bolusvariante hängt vom Ausgangsblutzucker ab:

  • Der Blutzuckerwert ist vor der Mahlzeit im Normbereich.
  • Verzögerten/verlängerten Bolus wählen.
  • Hier wird der für die gesamte Mahlzeit benötigte Bolus in kleinen Mengen verteilt über einen gewählten Zeitraum abgegeben.
  • Der Blutzuckerwert ist vor der Mahlzeit erhöht und muss zunächst korrigiert werden.
  • Multiwave-/Dual-/Combo-Bolus wählen.
  • Hier gibt die Insulinpumpe zunächst eine Korrekturdosis ab, die den Blutzucker in den Normbereich senkt. Daran schließt sich die Abgabe des verzögerten/verlängerten Bolus an. (Beispiel: Insgesamt 13 Einheiten, davon 3 sofort und 10 verzögert.)

Wird zu einer wie oben beschriebenen Mahlzeit z.B. ein Saft getrunken, kann es erforderlich sein, auch den Saft durch einen Sofort-Anteil des Bolus mit Insulin abzudecken. Hier hilft nur, es auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu sammeln.