Kann ich mich als Diabetiker gegen Berufsunfähigkeit versichern?

Leser fragen – Experten antworten

„Eine passende Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zu finden, die auch für Diabetiker bezahlbar ist, ist nicht einfach. Ist es überhaupt möglich?“

Oliver Ebert ist Fachanwalt für IT-Recht, Digital Health Consultant und Medizinjournalist.

© Bild: Martin Keidel

Unser Experte: Oliver Ebert ist Fachanwalt für IT-Recht, Digital Health Consultant und Medizinjournalist. Er war langjähriger Vorsitzender des Ausschusses Soziales der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und ist Mitglied der AG Diabetes & Technologie (AGDT)

Oliver Ebert: „Ja, möglich ist es auf jeden Fall, letztlich ist es immer eine Einzelfallentscheidung des Versicherers und hängt von dessen Risikobewertung ab. Jüngere Versicherungsnehmer, die keine diabetesbedingten Folgeerkrankungen haben, haben bessere Chancen. Mit einem Risikozuschlag muss aber immer gerechnet werden.“

„Also empfiehlt es sich immer eine, BU relativ früh abzuschließen?“
Oliver Ebert: „Je früher, desto besser. Es gibt Eltern, die eine BU oder Lebensversicherung für ihr Kind abschließen, wenn dieses ein genetisch bedingtes, höheres Risiko trägt.“

„Wie verhält es sich, wenn dann tatsächlich später ein Diabetes diagnostiziert wird? Muss das der Versicherung mitgeteilt werden und verändern sich dann die Bedingungen?“
Oliver Ebert: „Das kann von Versicherung zu Versicherung unterschiedlich sein und hängt von den vereinbarten Vertragsbedingungen ab. Es gibt auch Versicherungen, die eine Rente auszahlen, wenn bestimmte chronische Erkrankungen auftreten.“

„Muss man mit sehr hohen Kosten rechnen?“
Oliver Ebert: „Auch das ist abhängig vom jeweiligen Versicherungsangebot; und mitunter sind die Kosten so hoch, dass sich die Versicherung schlichtweg gar nicht rechnet. In der Regel kann man mit einem Risikozuschlag von 100 Prozent rechnen.“

„Das ist viel!?“
Oliver Ebert: „Ja, es ist generell nicht einfach für Diabetiker eine passende Versicherung zu finden. Man muss suchen.“

„Worauf sollte man achten und wo findet man Unterstützung im Versicherungsdschungel?“
Oliver Ebert: „Bei Vorerkrankungen ist ein Vergleich der Preise und der Leistungen von besonderer Bedeutung, und es ist sinnvoll einen unabhängigen Versicherungsmakler- oder Berater hinzu zu ziehen. Darüber hinaus sollte man immer zunächst anonyme Anträge stellen – am besten gleich bei mehreren Versicherungen. Das ist deshalb wichtig, weil man – im Fall einer Ablehnung – in einer von allen Versicherern einsehbaren Wagnisdatei landet. Wer einmal abgelehnt wurde, wird in der Regel auch von anderen Versicherungen abgelehnt.“

„Wo findet man seriöse Beratung?“
Oliver Ebert: „Hier kann man sich an den Verbraucherschutz wenden oder an einen unabhängigen Makler. Es gibt aber auch versicherungsgebundene Makler, die trotzdem über den Tellerrand schauen, sowie Vereine, die Versicherungen prüfen.“

„Was kann man alternativ tun, wenn sich kein Angebot für eine BU finden lässt, die zu einem angemessenen Preis versichert?“
Oliver Ebert: „Unter Umständen kann es aureichend sein, wenn man Körperteile über eine sogenannte ‚dread disease‘-Versicherung versichert, die nicht unmittelbar mit dem Diabetes in Verbindung stehen: So lassen Chirurgen oder Pianisten etwa oft ihre Hände versichern.“

„Es gibt eine neue Berufsunfähigkeitsversicherung, die angeblich speziell auf Diabetiker zugeschnitten sein soll?“
Oliver Ebert: „Ja, aber mir liegen bislang noch keine ausreichenden Informationen vor, um die Seriosität zu beurteilen. Wie bei jeder Versicherung sollte man auch hier das Angebot und die zugesagte Vertragsleistung sehr genau prüfen und sich nicht durch wohlklingende Werbeaussagen blenden lassen.“

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