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Leben mit Diabetes

Alles eine Frage der Hormone: Zyklus und Diabetes

Alles eine Frage der Hormone: Zyklus und Diabetes

Insulin, Ghrelin, Leptin – zahlreiche Hormone sind beteiligt, wenn es um den Stoffwechsel geht und entsprechend auch an einer stabilen Einstellung des Diabetes. Bereits kleine Unregelmäßigkeiten im fein aufeinander abgestimmten hormonellen Zusammenspiel können den Stoffwechsel aus dem Lot und den Blutzucker zum Schwanken bringen. Als Botenstoffe steuern Hormone über das Blut die verschiedenen Organe und Körperfunktionen. Insulin als wichtigstes Hormon im Zusammenhang mit Diabetes ermöglicht die Aufnahme von Zucker aus dem Blut und sorgt so dafür, dass der Blutzuckerspiegel sinkt.
Hormonelle Schwankungen können durch verschiedene Umstände und Phasen im Leben verursacht werden: Beispielsweise Stress, Krankheit, Körperwachstum, Menstruation oder Schwangerschaft – sie alle sind in der Lage, den Hormonhaushalt gründlich durcheinanderzubringen. Besonders deutlich wird dies in der Pubertät und in den Wechseljahren, wenn der Körper sich stark umstellt. Dabei verläuft jede Pubertät, jede Meno- und Andropause unterschiedlich und die Folgen für den Blutzucker sind daher schwer vorherzusehen. Wer aber weiß, was gerade im Körper los ist, dem fällt es meist leichter, Symptome zu deuten und gegenzusteuern. So lässt sich die Verwechslung einiger typischer Beschwerden mit den Anzeichen von Über- oder Unterzuckerung vermeiden.

Hormon-Faktor Nummer 1: Stress

Im Job türmt sich die Arbeit, der Chef nervt, privat überschlagen sich die Termine und obendrein fordert die Familie reichlich Aufmerksamkeit – Stress pur. Der Körper ist angespannt und schüttet vermehrt die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus. Für Menschen mit Diabetes eine besonders unglückliche Situation, denn diese Hormone bremsen die Insulinwirkung und steigern die Zuckerneubildung. Um einen Blutzuckeranstieg zu vermeiden, muss also gegebenenfalls mit Insulin gegengesteuert werden. Auch bei nächtlichen Unterzuckerungen sind Hormone mit im Spiel: Weil der Cortisolspiegel gegen Abend sinkt, wird weniger Insulin benötigt, dadurch steigt aber gleichzeitig das Risiko für nächtliche Unterzuckerungen – insbesondere bei einer zu starken Korrektur hoher Werte am Abend, bei sportlicher Betätigung oder Alkoholkonsum. In den Morgenstunden hingegen, wenn Adrenalin und Glukagon ihre höchste Konzentration erreichen, tritt bei vielen Menschen mit Diabetes das sogenannte Dawn-Phänomen auf, der Anstieg des Blutzuckers in der „Dämmerung“.

Hormon-Faktor Nummer 2: Pubertät

Hormon-Faktor: Pubertät

Einmalig, aufregend und schon ohne Stoffwechselerkrankung eine Herausforderung – die Pubertät. Für Jugendliche mit Typ-1-Diabetes birgt sie noch ein paar zusätzliche Schwierigkeiten. Denn die hormonellen Veränderungen bringen auch Insulinempfindlichkeit und Insulinbedarf aus dem Gleichgewicht. Schuld ist unter anderen das Hormon Somatropin. Es ist für das Knochenwachstum verantwortlich und wird während der Pubertät in größeren Mengen ausgeschüttet, allerdings verschlechtert es die Aufnahme von Zucker in den Zellen und lässt so Blutzucker und Insulinbedarf steigen. Insbesondere in den Morgenstunden wird es vom Körper freigesetzt und kann dann ebenfalls zum Dawn-Phänomen führen.

Neben Somatropin werden in der Pubertät auch vermehrt Geschlechtshormone wie Östrogen und Testosteron produziert. Dabei ändert sich die Konzentration dieser Hormone im Blut oft derartig schnell, dass es kaum möglich ist, die Insulinmengen zeitnah anzupassen. Es ist also gewissermaßen normal, wenn der Blutzucker bei Jugendlichen Achterbahn fährt. Verändertes Schlafverhalten, unregelmäßige Nahrungsaufnahme sowie wechselnde Tagesabläufe und Freizeitaktivitäten sorgen zusätzlich für Instabilität. Und nicht zuletzt wird das Erreichen einigermaßen stabiler Blutzuckerwerte noch dadurch erschwert, dass Teenager einfach andere Dinge im Kopf haben als Blutzuckermessen und BE berechnen. Entsprechend wichtig ist es, dass Heranwachsende bei der Einstellung ihres Diabetes verständnisvolle Unterstützung bekommen. Eltern müssen lernen, loszulassen und Kontrolle abzugeben, ohne den Kontakt gänzlich zu verlieren.

Hormon-Faktor Nummer 3: Der Zyklus und Diabetes

Einige Tage vor der Regelblutung steigen der Östrogen- und Progesteronspiegel am. Bei vielen Mädchen und Frauen führt das zu höheren Blutzuckerwerten. Mit Einsetzen der Regelblutung sinken die Östrogen- und Progesteronwerte dann wieder. Der Blutzucker normalisiert sich üblicherweise oder er sinkt sogar deutlich ab. Allerdings gibt es große individuelle Unterschiede: Einige Frauen mit Diabetes können allein schon an ihren Blutzuckerwerten erkennen, dass die Menstruation bevorsteht. Andere Frauen stellen gar keine Auswirkungen oder sogar einen umgekehrten Effekt im Laufe ihres Zyklus fest.
Eine Schwangerschaft verändert ebenfalls den Hormonhaushalt und kann so bei Diabetikerinnen den Blutzucker beeinflussen. Dasselbe gilt für die Pille. Wenn Sie als Diabetikerin auf hormonelle Verhütungsmethoden setzen, achten Sie auf Auffälligkeiten bei Ihrem Blutzucker und besprechen diese mit Ihrem Diabetes-Team.
Auch die nachlassende Ausschüttung ebendieser Hormone hat viele Jahre später – in den Wechseljahren – wiederum Einfluss auf den Blutzuckerspiegel.
Und auch wenn Hormone sich nur bedingt aktiv beeinflussen lassen – das Wissen um ihre Wirkung ist hilfreich und regelmäßige Besuche beim Diabetologen oder Diabetesteam in schwierigen Phasen besonders wichtig.

Hormon-Faktor Nummer 4: Diabetes in den Wechseljahren

Unter den Wechseljahren (Menopause, Klimakterium) versteht man den Zeitraum vor und nach der letzten Regelblutung im Leben einer Frau. In dieser Phase, etwa zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr, nimmt die Funktion der Eierstöcke immer mehr ab, und sie bilden immer weniger von den weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron, was schließlich zum Ausbleiben der Menstruation führt (Menopause). Diese hormonelle Veränderung kann sich zum Beispiel durch Hitzewallungen und Schweißausbrüche bemerkbar machen.

Ein höherer Östrogenspiegel verbessert die Insulinwirkung, während Progesteron sie eher verschlechtert. Da gerade in der Anfangsphase der Wechseljahre die Hormonspiegel stark schwanken können, fällt auch der Blutzuckerwert mal höher und mal niedriger aus. Deshalb ist es wichtig, den Blutzucker noch sorgfältiger als bisher zu kontrollieren und gegebenenfalls in Absprache mit dem Arzt die Therapie anzupassen. Die veränderten Spiegel der Geschlechtshormone bewirken zudem, dass der Stoffwechsel sich verlangsamt – einer der Gründe, weshalb viele Frauen jetzt zunehmen und das kann wiederum ebenfalls Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben kann.

Ein weiteres verbreitetes Problem ist, dass typische Wechseljahresbeschwerden wie Schweißausbrüche fälschlich auch als Anzeichen einer Unterzuckerung gedeutet werden können. Gerade zu Beginn der Hormonumstellung fällt es oft schwer, Empfindungen wie Hitzewallungen und Herzrasen von den Symptomen einer Hypoglykämie zu unterscheiden. Und schließlich bedeutet für einige Frauen die hormonelle Umstellung und die damit einhergehenden Symptome auch erhöhten psychischen Stress, der sich auch auf ihren Blutzucker auswirken kann.

Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben einer Frau und laufen bei jeder Frau unterschiedlich ab. Sie bedeuten nicht, dass es zwangsläufig zu Problemen kommen muss. Frauen mit Diabetes leiden nicht häufiger unter der Hormonumstellung als Frauen ohne Diabetes und viele Frauen spüren überhaupt keine Beschwerden.

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